Dienstag, 2. April 2013

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Es freut mich sehr, dass es wirklich noch Leser gibt. Ich werde mir große Mühe geben, regelmäßig etwas zu schreiben. Ich bin euch sehr dankbar. 

Eigentlich ist es viel zu früh um aufzustehen oder überhaupt irgendwas zumachen, aber ich kann nicht mehr schlafen. Ich bin seit fast 2 Monaten in meiner 'neuen Familie' und langsam fühlt es sich ein bisschen nach echter Familie an. Es ist wie ein bisschen Heimat geworden, auch wenn ich meine Mutter vermisse. Es war zwar nicht immer alles gut zwischen uns, aber sie ist und bleibt meine Mama. Manchmal wünsche ich mir, sie würde einfach hier auftauchen und sagen, dass alles wieder gut ist und wir uns ein neues Leben zusammen aufbauen. Ich atme tief durch und versuche meine schlechten Gedanken abzuschütteln, als sich die Tür einen Spalt öffnet. "Luisa?" es ist kaum mehr als ein Flüstern, fast automatisch hellt sich meine Stimmung auf. "Komm rein." Freudig hüpft sie zu mir aufs Bett. "Schaust du mit mir Fernseher?" Ich lache. "Bist du gar nicht mehr müde?" Heftig schüttelt sie den Kopf und ihre Locken hüpfen aufgeregt hinundher. "Nein, gar nicht mehr." Ich kann nicht recht sagen warum, aber mein Herz wird warm, wenn sie da ist. Eigentlich habe ich mir nie eine kleine Schwester gewünscht, aber jetzt ist es schön jemand so jung und so glücklich zu sehen. "Dann geh schnell vor, ich komm gleich nach." Gähnend ziehe ich mir eine Hose über und versuche meine Haare irgendwie halbwegs akzeptabel hochzubinden. 

Er lässt sich lautstark auf das Sofa fallen. Kurz bleibt sein Blick am Fernsehr hängen. Dann bricht er in schallendes Gelächter aus. "Das ist nicht euer Ernst?" Mit ausgestrecktem Finger deutet er auf den Bildschirm. "Das ist Baby-Kram!!" Bevor ich was sagen kann, hat sie sich vor ihm aufgebaut. Kampfbereit hat sie die Arme vor der Brust verschränkt und ihr Anblick lässt mich lächeln. "Ist es gar nicht. Du bist Baby-Kram." wütend streckt sie ihm die Zunge raus.
 "Was ist denn bei euch zwei schon wieder los?" Behutsam hebt er sie hoch. "Warum schreist du so laut rum am frühern Morgen?" "Tobi sagt, dass das Baby-Kram ist." Er lacht. "Hör einfach nicht drauf. Ich glaube Mama und Papa sind wach, magst du nicht schnell gehen und ihnen guten Morgen sagen?" "Ich geh zu erst." "Nein! Das ist gemein." Ich kann  nicht anders und muss lachen.
 Er setzt sich neben mich aufs Sofa. "Jeden Morgen das Gleiche. Hast du gut geschlafen?" "Es geht. Und du?" "Mhhh, ja aber viel zu kurz." "Das kannst du laut sagen." Er streckt sich ausgiebig als er plötzlich inne hält. "Hast du Lust heute Abend mitzukommen?" Die Leichtigkeit verschwindet genauso schnell wieder wie sie gekommen ist. "Wohin?" meine Stimme ist zu hoch und viel zu schrill. "Meine Freundin wird morgen 17 und wir feiern alle zusammen rein. Es hat bestimmt niemand was dagegen, wenn ich dich mitnehme." In meinem Kopf überschlagen sich Gedanken und ich vergesse ganz, dass jetzt der Teil kommen sollte an dem ich antworte. "Komm schon, wird bestimmt lustig." Hektisch suche ich nach einer Antwort und Ausrede zugleich. "Aber ich kenne doch niemand. Das ist dann total blöd." Er grinst. "Ich kenne niemand, zählt nicht. Irgendwann musst du mal ein paar Leute kennenlernen." Kurz hält er inne. Als er weiter spricht ist seine Stimme ernst. "Schau Luisa, ich bin kein Therapeuten-Heini oder so, aber du musst raus. Du bist 17." Er springt auf. "Du hast genug verpasst. Jetzt los, hab mal ein bisschen Spaß." Nervös kaue ich auf meiner Unterlippe und starre vor mich hin. Immer wieder hallt es in meinem Kopf. Ich kann nicht mitkommen. "Gut. Wir fahren heut' Abend um 19 Uhr los." "Was, nein?!" entfährt es mir. "Oh du hast Recht, das ist zu früh. Dann gegen 19.30?" Er grinst mich an. Ich schau ihn an und muss schließlich auch grinsen. "Spast." "Ich wusste, dass du ja sagst. Auch Kaffe?" Ich schüttel den Kopf. Na das kann was werden. "Gern." 

So jetzt geht es also los. Ich sterbe schon jetzt vor Aufregung. Ich weiß, für die meisten ist es etwas ganz Normales. Ich habe Angst. So viel, dass ich fast nicht atmen kann. Aber ich probiere es heute mit Optimismus.  

6 Kommentare:

  1. So schön wieder etwas von dir zu lesen! :)

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  2. Diese Angst hatte ich auch als ich in ein neues Zuhause kam, ich würde leider entäuscht allerdings nur vom Jugendamt und nicht von mein neuen ;Familie''
    Lass dich drauf ein, sei glücklich du warst es schon so lange nicht mehr und hast es verdient. Behalt im Hinterkopf aber das du villeicht nicht 100% auf sie baun sollst sondern auch auf dich selber. Du bleibst dir nähmlich immer! :)

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  3. Es ist toll das du wieder etwas schreibst!:)

    Wie war der Abend denn dann noch?

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  4. Schön, wieder von dir zu hören. :)
    Ich hoffe, der abend war schön.

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  5. dein blog hat mich vor langer zeit schon gefesselt.
    du kannst wirklich gut schreiben. ich finde es ganz schön bewundernswert, wie du dich durchbeißt, denn man hat es dir echt nicht geschenkt so scheint es mir.
    ich bin gespannt mehr von deinem leben in der neuen familie zu lesen und wünsche dir sehr, dass es bald wieder bergauf geht für dich.
    ganz liebe grüße <3

    (und falls du lust hast mal bei mir vorbei zu schauen: http://colorfulmindburst.blogspot.de/ - vielleicht ist mein blog ja was für dich ;))

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  6. wie schön, dass du wieder da bist :) Deine Texte sind die schönsten in der großen weiten Bloggerwelt!
    xxx Annika

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