Donnerstag, 1. März 2012

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"Luisa!" Meine Name donnert den Flur entlang. Vorssichtig rutsche ich auf meinem Stuhl nach vorne, stoße mich mit den Händen ab und versuche mein Gleichgewicht zu halten. Taumelnd schaffe ich es irgendwie sichern Halt zu finden. Schritt. Schritt. Schritt. Ich lasse meinen Blick schweifen, langsam bewege ich mich Richtung Wand. Wenn ich erst mal da bin, kann ich schneller gehen. Schritt. Schritt. Elender Versager. Musst du etwa an der Wand entlang laufen? Du bist mir ja so peinlich.. Was soll ich bloß mit dir anfangen? Vielleicht kriechst du gleich auf dem Boden? "Luisa!" "Ich komme." Meine Stimme ist kaum mehr als ein Flüstern. Meine zitternde Hand berührt den Türgriff, mit meiner ganzen restlichen Kraft setzte ich ein Lächeln auf und betrete den Raum. "Da bist du ja endlich?" lächelt mir die Doktorin entgegen. "Dreh dich einmal rum und stell dich drauf." Die Waage grinst mich an. Ich beiße so fest ich kann auf meine Unterlippe und drehe mich um. Panik. Bist du so schwach, Luisa? So viel gegessen, dass du dich nicht mehr wiegen kannst? Du solltest dich schämen. Du lügst. Du bist nur in meinem Kopf. Du bist nicht echt. Alles was ich mache ist wieder gesund werden. Glücklich werden. Sicher, Luisa? Ich glaube nicht, dass du glücklich wirst wenn du noch fetter wirst. Ich bin nicht fett. Ganz sicher nicht. Ich werde nur normal. Luisas, ich bitte dich. Du wirst schon sehen. Schritt. Schritt. Der Wunsch einfach verschwinden zu können wird übermächtig. Das hässliche Grinsen der Doktorin schreit mir entgegen. Vor meinen Augen verwandelt ess sich in eine Menschenfressermaske. Blutrot unterlaufene Augen. Warzen und Pickel überfluten das Gesicht. Die perfekt geschminkten, roten Lippen ziehen sich zu einem furchtbaren Lächeln zusammen. "Sehr schön." Ich starre die roten Zahlen auf der Waage an. Sie verschwimmen, ich bekomme keine Luft mehr. "Luisa?" Meine Welt wird zu einem Meer aus Tränen, ich stürme aus dem Raum. Rennen soweit ich kann. Ich will nur weg von diesem Ort. Ein Ort in dem Monster und Hexen leben, die mich zu meinem alten ich machen. Das halte ich nicht aus. Na? Wer hat es gesagt?! Aber das ist kein  Problem, zusammen schaffen wir das. Verlass dich auf mich, ich helfe dir.  Ich rutsche an der Wand runter, presse meine Hände auf die Ohren und lausche der unendlichen Stille der Magersucht.

4 Kommentare:

  1. Dein Text hat mich berührt, ich muss es einfach loswerden: du schreibst wunderschön, auch wenn der Text schmerzlich ist.

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  2. Du berührst mich mit dem was du schreibst sehr ,einige tränen sind beim lesen geflossen ich hoffe das du es schaffst da raus zu kommen . ein guter schritt das du dir selber sagst,, ich bin nicht dick ,ich werde nur gesund "!ehrlich das soll amn erstmal schaffen !
    weiter so <3 !

    schau doch mal bei mir vorbei hoffe du magst meinen blog ;*

    http://liebesrose.blogspot.com/

    liebe grüße und alles liebe an dich <3

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  3. Das hast du wirklich sehr, sehr gut geschrieben. !

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  4. du schreibst echt bewegend. ich hoffe das du den kampf gewinnst, und mit einen lächeln aus der kliniktür gehst.

    STAY STRONG! <3

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