Mittwoch, 25. Januar 2012

-3-

"Luisa! Wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beglückst." -(Das wäre der Moment an dem ich spätestens aufstehen würde und aus der Gruppentherpie verschwinden würde.) Etwas unsicher werfe ich ihm einen Blick zu, er nickt leicht. Ich zwinge mich sitzen zu bleiben. Langsam beginne ich gnaz tief einzuatmen. Ganz kurz halte ich die Luft an, um dann ganz gleichmäßig wieder auzuatmen. Ich merke wie die Panik in mir aufsteigt. Ich ziehe meine Beine auf den Stuhl und umschließe sie mit beiden Armen. Sachte schaukel ich mich auf dem Stuhl vor und zurück. Es dauert eine Ewigkeit bis ich bemerke, dass mich alle anstarren. Ich spüre eine Hand auf meinem Rücken. "Warum bist du hier?" fragt das Mädchen neben mir. Soll das ein Witz sein? Das geht diesen Haufen von Irren gar nichts an. Meine Fingernägel bohren sich tief in meinen Unterarm. Sie beginnen zu flüstern, zu tuscheln und zu kichern. Länger schaffe ich es nicht die Panik in mir zu unterdrücken. Die Geräusche hallen in meinen Kopf wieder. Stimmen mischen sich dazu. Verzerrtes Lachen. Ana. Meinen Atmen wird schneller. Ich werde verrückt. Als ich aufspringe fällt der Stuhl lautstark zu Boden. "Warum ist die verfickte Tür abgeschlossen?" höre ich mich schreien. Das Gefühl aufsteigender Kotze macht sich breit. Ich rüttle immer wieder an der Tür, aber sie gibt nicht nach. Als ich versuche etwas zu sagen, steigt ein heises Schluchzen meine Kehle hinauf, mein Blick trifft die der anderen. Immer lauter wird es in meinem Kopf, immer durcheinanderer. Ich ruschte die Tür hinunter und presse mir meine Hände auf die Ohren. Doch die Stimmen werden nicht leise. Sie hatten von Anfang an recht. Ich bin eine Versagerin.

"Ich bin wirklich verrückt, oder?" "Sonst wärst du nicht hier!" "Nein," Ich grinse ihn an"ich meine verrückt so wie...eben verrückt, du weißt schon."  Er legt seinen Kopf auf meine Schulter. "Luisa, wer in dieser Welt noch nicht verrückt geworden ist, kann gar nicht normal sein. Warum um alles in der Welt versuchen wir einen Idealbild zu entsprechen? Schau dich an. Dünn sein, alle wollen dünn sein. Models bestehen nur noch aus Knochen, aber alle finden es schön. Das ist krank. Wer hat sich das Recht raus genommen zu bestimmen was dünn ist oder was schön ist. Wieso können wir nicht so leben wie wir es wollen. Wir rennen den ganzen Tag versuchen alles zu schaffen, aber wir haben keine Zeit einfach mal durchzuatmen. Auf der Straße zu stehen und in den Himmel starren. Wir rennen der Zeit hinterher und vergesssen dabei zu leben. Ich verstehe es nicht. Was ist nur schief gelaufen in dieser Welt."

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